Gelsenkirchen/Recklinghausen 27.06.2025
Ein Kommentar von Ralf Robert Hundt, Immobilienunternehmer aus dem Ruhrgebiet.
Mietpreisbremse 2025: Warum dieses Gesetz mehr schadet als nützt
Politische Verlängerung statt wohnungspolitischer Lösung
Die Mietpreisbremse wird erneut verlängert. Der Bundestag hat am 26. Juni 2025 beschlossen, das ursprünglich bis 2025 befristete Gesetz bis Ende 2029 fortzuführen. In Regionen mit angespanntem Wohnungsmarkt dürfen Vermieter bei Neuvermietungen weiterhin höchstens 10 % über der ortsüblichen Vergleichsmiete verlangen.
Offiziell soll die Maßnahme Mieter schützen und den Anstieg der Wohnkosten bremsen. In der Praxis zeigt sich jedoch ein anderes Bild: Die Mietpreisbremse ist kein strukturelles Instrument, sondern ein symbolpolitisches Beruhigungsmittel für einen Markt, der an ganz anderen Stellen krankt.
Ralf Robert Hundt: „Die Mietpreisbremse erzeugt Unsicherheit statt Lösungen”
Ich arbeite seit über 25 Jahren als Immobilienunternehmer im Ruhrgebiet und bin auf Wohnimmobilien, Gewerbeeinheiten und Neubauprojekte spezialisiert. In der Praxis habe ich die Mietpreisbremse nie als wirksames Werkzeug erlebt, sondern stets als abschreckenden Faktor für Investitionen – selbst in Städten, in denen sie aktuell (noch) nicht greift.
Ein Beispiel aus meiner täglichen Arbeit: Ein Eigentümer aus Gelsenkirchen plante, ein älteres Mehrfamilienhaus umfassend zu modernisieren, inklusive energetischer Sanierung, neuer Bäder und Anbau von Balkonen. Obwohl die Mietpreisbremse dort formell nicht galt, orientierte sich der Eigentümer an den politisch gesetzten Rahmenbedingungen – aus Sorge, dass bei einer zukünftigen Ausweitung der Verordnung die erzielbare Miete gedeckelt werden könnte. Ergebnis: Das Projekt wurde auf Eis gelegt.
Solche Fälle sind keine Einzelfälle. Die Mietpreisbremse entfaltet eine abschreckende Wirkung auf dem gesamten Markt, weil sie Unsicherheit erzeugt – und das bereits durch ihre bloße Existenz.
Warum verschärft Regulierung den Mangel?
Die Wohnungsnot entsteht nicht durch „zu hohe Mieten“, sondern durch einen Mangel an Wohnraum. Wer nur die Preise reguliert, ohne das Angebot zu erhöhen, bekämpft die Symptome, nicht die Ursachen.
Wenn Eigentümer und Investoren durch bürokratische Einschränkungen und politische Unsicherheit abgeschreckt werden, sinkt ihre Bereitschaft, in neue Projekte zu investieren. Dabei brauchen wir genau das: neuen Wohnraum, schnellere Genehmigungen und steuerliche Anreize für Bestandssanierungen. Die Mietpreisbremse bringt keine einzige zusätzliche Wohnung auf den Markt, sondern verhindert sogar, dass bestehender Wohnraum aufgewertet oder erweitert wird.
Um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, sind wirtschaftlich sinnvolle Anreize notwendig
Aus wirtschaftspolitischer Sicht ist klar: Bezahlbarer Wohnraum entsteht nicht durch Regulierung, sondern durch Angebot. Preisdeckel wie die Mietpreisbremse sind kein wirksames Steuerungsinstrument, sondern erzeugen Verzerrungen – zulasten derer, die bereit wären, in den Wohnungsmarkt zu investieren und neuen Wohnraum zu schaffen.
Wer den Mietmarkt nachhaltig entlasten will, muss die Voraussetzungen für Neubau und Modernisierung verbessern.
– schnellere Genehmigungsverfahren
– steuerliche Anreize für private Investoren
– verlässliche Rahmenbedingungen ohne ständige Eingriffe.
Statt Vertrauen zu schaffen, sendet die Mietpreisbremse ein Signal der Planungsunsicherheit. Das lähmt die Bereitschaft, Kapital in den Wohnungsmarkt zu lenken – und verschärft letztlich genau jene Wohnungsnot, die politisch bekämpft werden soll.
Rechtlicher Hinweis: Dieser Beitrag stellt keine Steuer- oder Rechtsberatung im Einzelfall dar. Bitte lassen Sie die Sachverhalte in Ihrem konkreten Einzelfall von einem Rechtsanwalt und/oder Steuerberater klären.
Foto: ©Thomas Reimer